12 – Versionswechsel im SwissDRG-System
Die SwissDRG AG veröffentlicht jährlich auf ein neues Jahr hin eine neue Abrechnungsversion für den stationären Bereich. Somit werden alle Fälle mit Austritt vom 1.1.-31.12. mit derselben Abrechnungsversion, und in jedem Jahr mit einer neuen Version abgerechnet.
Weshalb? Das SwissDRG-System passt sich jährlich dem medizinischen Fortschritt, wirtschaftlich, politisch und regulatorischen Anforderungen an. Zudem wird jedes Jahr der Prozeduren-/CHOP-Katalog erneuert, und jedes zweite Jahr den ICD-10-GM-Katalog für die Erfassung der Diagnosen gewechselt. Zudem wird die CCL-Matrix[1] jedes Jahr neu angepasst.
Für 2024 verwenden wir die Abrechnungsversion V13.0, mit dem CHOP 2024 und ICD 2022.
Für 2025 verwenden wir die Abrechnungsversion V14.0, mit dem CHOP 2024 und ICD 2024.
Die jährlichen Veränderungen entstehen durch das Antragsverfahren[2] und die eigenständige Weiterentwicklung und Tarifüberarbeitung von SwissDRG AG.
Simulationsmöglichkeiten mit neuen Versionen
Um optimal auf neue Versionen vorbereitet zu sein, kann das Controlling mit Vorversionen der eigentlichen Abrechnungsversion simulieren.
Version | Simulierbares Jahr | Veröffentlichung | Beispiel 2025 / V14 |
Katalogversion | 3 Jahre vorher | Im Juni | (2022 / 2025) das Jahr 2022 kann mit V14 simuliert werden |
Planungsversion I | 2 Jahre vorher (Vorjahr) | Im Juli | (2023 / 2025) das Jahr 2023 kann mit V14 simuliert werden |
Planungsversion II | 1 Jahr vorher (aktuelles Jahr) | Im August | (2024 / 2025) das aktuelle Jahr 2024 kann mit V14 simuliert werden |
Abrechnungsversion | Eigentliches Jahr | Im Dezember | Ist die eigentliche Abrechnungsversion für die Fälle von 2025. |
Tab 1: Auflistung der Versionen von SwissDRG für ein Jahr
Katalogeffekt
Die DRGs und deren Kostengewichte werden anhand der eingereichten Daten der Spitäler jedes Jahr neu berechnet und in den neuen Versionen angepasst. Demnach kann es sein, dass ein normaler Fall unterschiedliche Erträge je nach Jahr generiert, bei gleicher Leistung.
Beispiel:
Ein Patient mit dekompensierter Herzinsuffizienz ohne spezielle Nebendiagosen mit normaler Liegedauer:
Jahr | DRG | CMI | Ertrag bei Baserate 10‘000 Fr | Katalogeffekt % im Vergleich zum Vorjahr |
2023 | F62D | 0.799 | 7‘990 Fr |
|
2024 | F62D | 0.804 | 8‘040 Fr | +0.63% |
2025 | F62D | 0.761 | 7‘610 Fr | -5.35% |
Tab 2: Katalogeffekt bei gleicher DRG F62D Herzinsuffizienz und Schock über die Jahre 2023-25
Den Katalogeffekt kann man nicht nur auf einzelne Fälle oder DRGs darstellen, sondern auch auf Kliniken oder Standorte aufgeteilt, um so eine Ertragsveränderung bei gleicher Leistung darzustellen. So simuliert man kodierte Datensätze mit neuen Versionen, nicht nur DRG-Veränderungen an sich.
Beim Katalogeffekt wird nicht nur das veränderte Kostengewicht berücksichtigt, sondern auch die Fallveränderungen an sich. Beim vorherigen Beispiel mit dem Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz kann es sein, dass dieser 2023 in die DRG F62D Herzinsuffizienz und Schock fällt, aber durch weitere DRG-relevante Nebendiagnosen durch Ergänzung der CCL-Matrix oder Umbau der DRG im Jahr 2024 in die DRG F62C Herzinsuffizienz und Schock mit schweren CC fällt. Das Kostengewicht der F62C beträgt aktuell fast das Doppelte (CW 1.243).
Bild: Übersicht Katalogveränderungen DRG dynamics[3]
Versionswechsel in den Kliniken
Versionswechsel in den Kliniken sollten frühzeitig miteinander besprochen werden, um einerseits die Budgetierung für die Klinik anzupassen und andererseits zu gewährleisten, dass abrechnungsrelevante Punkte in der Dokumentation nicht vergessen gehen.
Übliche Eingriffe | DRG 2020 | cw 2020 |
| DRG 2021 | Kosten-gewicht | Anzahl Fälle | Bemerkungen | ||
Anzahl Fälle 2020 01-10 | |||||||||
Dekompensierte Herzinsuffizienz | F62C | Herzinsuffizienz und Schock, mehr als ein Belegungstag | 0.86 | 94 | F62D | Herzinsuffizienz und Schock | 0.732 | 67 | die Umstellung von F62C ergibt einen Verlust von rund 30'000Fr |
F62C | Herzinsuffizienz und Schock mit schweren CC | 0.999 | 27 | mit mehr rel. ND | |||||
F87Z | Krankheiten und Störungen des Kreislaufsystems mit intensivmedizinischer Komplexbehandlung/IMCK > 119 Aufwandspunkte oder bestimmter Prozedur | 1.47 | 2 | mit IPS ab 120 Aufwandspunkten | |||||
Gastrokopien bei Magen-Dg | G46C | Gastroskopie oder endoskopisches Antirefluxverfahren | 0.667 | 36 | G46C | Gastroskopie oder endoskopisches Antirefluxverfahren | 0.693 | 23 | ÖGD mit Biopsie |
G72A | Andere leichte bis moderate Erkrankungen der Verdauungsorgane oder Abdominalschmerz oder mesenteriale Lymphadenitis mit bestimmtem Eingriff oder schwere CC | 0.634 | 13 | ÖGD ohne Biopsie |
Tab 3: Übersicht einer Katalogeffekt-Besprechung mit einer Klinik mit den Daten von 2020 und der Version von 2021
So kann mit den Kliniken bei einem Controlling-Gespräch über die Effekte in der neuen Version eingehen. In Tab 3 sieht man beispielsweise die Dekompensierte Herzinsuffizienz mit Fällen, die 2020 in die F62C fielen. Mit der Version 2021 sieht man, dass von den 94 Fällen rund zwei Drittel abgewertet werden und in die F62D fallen. Zwei Fälle wurden mit der Angabe von einem IPS-Aufenthalt mit mehr als 120 Aufwandspunkten (SAPS + NEMS) aufgewertet. Beim zweiten Beispiel in Tab 3 mit Gastroenterologien Fällen sieht man, dass der Katalogeffekt erklärbar ist durch den Umbau und Aufwertung von Biopsieentnahme bei ÖGD. So kann beispielsweise besprochen werden, dass bei eine Biopsieentnahme in den Berichten gewährleistet wird, dass diese erwähnt werden.
[1] Blog 1 Basiswissen und Glossar und Blog 2 DRG-Checkliste