ThemenSwissDRG - Blog04 - Verdachtsdiagnosen vs Differenzialdiagnosen

Verdachts- vs Differenzialdiagnosen

Was aus medizinischer Sicht nicht immer einheitlich definiert wird, ist in der medizinischen Kodierung klar zu trennen. Es ist deshalb sinnvoll, beim Beschreiben von Verdachts- und Differenzialdiagnosen in den medizinischen Berichten Rücksicht auf diese Definition zu nehmen.

Differenzialdiagnosen dürfen in der medizinischen Kodierung per se nicht berücksichtigt werden, wobei es sich bei Verdachtsdiagnosen anders verhält.

 

Verdachtsdiagnosen sind normalerweise Arbeitsdiagnosen. Diese werden als solche behandelt, abgeklärt oder ausgeschlossen.

Wenn Verdachtsdiagnosen als solche behandelt werden, so werden diese wie normale Diagnosen kodiert. Für die Kodierung brauchen Verdachtsdiagnosen keine spezifischen beweisenden Diagnostiken (Ausnahmen: resp. Insuffizienzen mit pathol. BGA, Sepsis mit SOFA-Score, Funktionseinschränkungen mit Barthel/FIM/MMS, Mangelernährung mit NRS-Score).

 

Beispiel:

Ein Patient mit kardialer Vorgeschichte bei bestehender Antikoagulation ist hospitalisiert und klagt plötzlich über pulmonale Beschwerden. Es ist wahrscheinlich, dass der Patient eine akute Lungenembolie hat. Auf ein CT wurde verzichtet, da mit der bestehenden Antikoagulation die Lungenembolie mitbehandelt wird und ein CT das Handling nicht veränderte.

Anm: siehe WZW* und Kodierregel G40/G54 „Bei Patient:Innen, bei denen ein Aufwand auf mehrere Diagnosen ausgerichtet ist, werden alle betroffenen Diagnosen kodiert“

 

Differenzialdiagnosen sind Gedankenstützen und weniger wahrscheinliche Diagnosen, welche alternative Erklärungen von Symptomen sein können, die aber während des stationären Aufenthaltes nicht weiter abgeklärt wurden. Differenzialdiagnosen werden in der Regel nicht behandelt.

Differenzialdiagnosen dürfen nicht kodiert werden. Es bewährt sich deshalb nicht, diagnostische Unsicherheiten mit einer Liste als DD zu erfassen. Es hilft eine Unterscheidung zu Arbeitsdiagnosen, welche als Verdachtsdiagnose deklariert und oft mit „am ehesten“ beschrieben werden. Diese dürfen kodiert werden.

 

 

 

 

 

*WZW = Wirksamkeit, Zweckmässigkeit, Wirtschaftlichkeit, wird in einem Folgeblogeintrag aufgegriffen

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